Zwischen Gera und Gotha
18#004
28.01.2018 (14:05 Uhr)
Ernst-Abbe-Sportfeld, Jena
7260 Zuschauer (1000 Gästefans)
3. Liga, 22. Spieltag
FC Carl Zeiss Jena - Hallescher FC 2:1 (0:0)
Am Sonntag um 9:30 Uhr ging es los. Nach einer unruhigen Nacht setzte sich die Reisegruppe bei leichtem Nieselregen mittels Auto in Bewegung gen Jena. Die Karten waren bereits in unserem Besitz und zudem war genügend Puffer eingebaut, um pünktlich im Stadion zu sein. PanM war heute unser Fahrer und konzentriert bei der Sache. So war es wirklich entspannt und kurzweilig.
Nach knappen drei Stunden Fahrt war das Paradies erreicht und es schien sogar die Sonne. Da uns am Hermsdorfer Kreuz bereits die ersten Fanbusse aus Halle begegneten, war mit ordentlichem Support zu rechnen. Zudem waren schon jede Menge Menschen auf dem Weg zum Stadion, was dann wiederum mit Blick auf den bereits bestens gefüllten, aber halt auch einzigen fußläufig erreichbaren Parkplatz verständlich war.
Aufgrund der frühzeitigen Ankunft konnte heute zur Abwechslung einmal in Ruhe gespeist und das Stadionrund erkundet werden. Da man sich im Stadion völlig frei bewegen konnte, war es sogar möglich einen Pin des gastgebenden Vereins zu erwerben.
Was bei der gemütlichen Begehung auffiel, waren die fehlenden Flutlichtmasten. An den vier Ecken der vormaligen Standorte waren nur noch Reste der Fundamente und Stahlträger erkennbar. Vielleicht handelte es sich dabei auch schon um die neuen Grundsteine, Fakt war jedoch, dass es gruselig aussah und nicht der Normalität entsprach. Eine Recherche im Nachgang ergab, dass die alten Masten bereits vor Wochen abgetragen wurden, die Fundamente für die neuen Masten gesetzt wurden, nun aber schlichtweg noch die neuen Masten fehlen. Desweiteren war ein massiver Toilettenmangel wahrnehmbar, der anderswo zu langen Schlangen geführt hätte. Hier löste sich das Problem irgendwie von alleine auf, wie auch immer das funktionierte.
Was natürlich trotz des ganzen Ostcharmes des Stadions absolut legendär anmutete, war die Wahl des Trikot-Sponsors. Die Wacken Foundation hatte sich zum Saisonbeginn die Brust der Jenaer gesichert. An dieser Stelle sei jedem Leser, der sich für den Unterschied zwischen Jenaer und Jenenser interessiert, eine Internetrecherche zum Thema ans Herz gelegt.
Ein weiteres Unikum, zumindest in meiner Wahrnehmung, war die Anordnung der Fanblöcke im Ernst-Abbe-Sportfeld.
Die Verkündung der Mannschaftsaufstellung offenbarte dann ein weiteres Highlight. Trainer Zimmermann brachte den sichtbar erschlankten Kevin Pannwitz von Beginn an. Die letzte Begegnung mit ihm war vor einem Dreivierteljahr und da sah er nicht mehr so ganz nach Fußball aus.
Auch die heutige Partie wurde fantechnisch von der Aktion „Taten statt Worte“ bestimmt. Beide Fangruppen hielten sich in den ersten zwölf Minuten dezent zurück, um dann jeweils mit einer schönen Auftakt-Choreo in den Rest der Partie zu starten
Eigentlich sollte es um 14:05 Uhr losgehen, aber die Uhr zeigte bereits 14:11 Uhr als endlich angestoßen wurde. Ein Grund dafür wurde nicht bekannt.
Vor dem Anpfiff gab es noch eine Gedenkminute für den kürzlich verstorbenen Spieler Gerd Brauer, welcher passenderweise für Jena und Halle aktiv war.
Spielerisch deutete sich ein Kampfspiel an und so waren die ersten 45 Minuten dann auch grottenschlechte Magerkost.
Die Ränge waren dafür umso aktiver und so dauerte es nicht lange, bis die erlebnisorientierte, schwarzbekleidete Fraktion der Hallenser auf dem Zaun saß. Immer wieder flogen Gegenstände über den Zaun, bis der Stadionsprecher mit den Worten „Lasst das Abbauen der inneren Stadionanlagen“ versuchte, den Aktionen Einhalt zu gebieten.
Die erste Hälfte endete somit torlos 0:0.
Halle feierte nach dem Pausenpfiff noch kurz weiter, dann war auch hier Pause.
Die zweite Hälfte verlief dann sportlich interessanter, da beide Mannschaften nun wenigstens versuchten, Fußball zu spielen.
Da die HFC-Fans ihre Umbauarbeiten auch in der zweiten Hälfte nicht einstellten, marschierte Team Blau im Block auf, ohne jedoch aktiv zu werden.
Chemie wirkte über die 90 Minuten hinweg, die Tribüne betreffend aktiver. Jena war optisch präsent, aber zu trommellastig.
Besonders nervig war zudem, dass jede Aktion (Auswechslung, Ecke, etc.) von irgendeinem Sponsor präsentiert wurde, was permanent die Gesänge unterbrach.
Die Minute 62 brachte dann das erlösende Tor für alle Heimfans und Hopper, was dann wenigstens das bisher befürchtete torlose Unentschieden verhinderte. Mit dem Tor kam etwas Unruhe in die Blöcke und die Provokationen nahmen zu.
Zudem brachte Jena mit einem Banner noch ein wenig Politik in den Block. Dieses war in Richtung Saalefront gerichtet.
Zehn Minuten nach dem 1:0 schraubte Carl Zeiss das Ergebnis unter großem Jubel um ein weiteres Tor in die Höhe.
Das 2:1 in der 74. Minute war zunächst gänzlich unbemerkt durch den Gästeblock geblieben.
Halle versuchte daraufhin die Offensive zu verstärken, was Jena wiederum Raum für Konter bot.
Für die Entscheidung sorgte dann abermals der zweimalige Torschütze Thiele in der 89. Minute, indem er einen intelligenten Konter zum 3:1 abschloss. Dies dachten zumindest alle, bis sich der Linienrichter einschaltete und auf die Abseitsposition hinwies. Der Schiri annullierte sogleich den Treffer.
Dann war hier Schluss und die drei Punkte blieben im Paradies.
Für uns ging wieder gen Heimat. Berlin wurde, unterbrochen von einem kurzen Stopp beim goldenen M, nach abermals 3 Stunden erreicht.
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