Zwischen Inszenierung und Kommerz
18#006
03.02.2018 (15:30 Uhr)
Volkswagen-Arena, Wolfsburg
24378 Zuschauer (900 Gästefans)
1. Bundesliga, 21. Spieltag
VfL Wolfsburg - VfB Stuttgart 1:1 (1:0)
Direkt im Anschluss an die erste Partie ging es zunächst zum 100 Meter entfernten Ticketschalter am großen Stadion. Die Blockwahl hatte ich schon daheim getroffen und so konnte routiniert geordert werden. Bei diesen Preisen musste man sich dann auch nicht wundern, warum die Auslastung der Stadien nachlässt. Satte 29 Euro kostete der Spaß. Dafür hatte man kurze Wege, einen kostenfreien Parkplatz und ... ach ja, Bundesliga.
Da nun noch Zeit war, konnte sich zunächst der Versorgungsfrage gewidmet werden. Auf dem Gelände wurde natürlich nur Plastikgeld akzeptiert und so musste erneut der Ticketschalter aufgesucht werden. Die freundliche Dame erklärte, dass das System in Wolfsburg auch mit aufgeladenen EC-Karten-Chips funktioniert und man sich so den Pfand und den Aufwand bei der Rückgabe ersparen könne. Also wurde aufgeladen und gegessen. An der Saucenkuh, einer innovativen, systemgastronomischen Erfindung, gab es Ketchup und Senf für die lieblose Bratwurst.
Nachdem bekleidungstechnisch nochmals aufgestockt wurde, ging es dann zum Spiel.
Auf dem Weg zum Stadion fiel die entspannte Stimmung auf. Es gab nur wenig Polizei und keine Fantrennung. Alles lief bunt durcheinander.
Auf dem Parkplatz des Gästeblocks standen zig Busse. Auch die Jungs der Cannstatter Kurve aus Berlin waren mit einem eigenen Bus vor Ort. Wenn ich bis dato Stuttgart nicht als aktive Szene auf dem Schirm hatte, rief es doch die Erinnerung an dem imposanten Auftritt an der Alten Försterei in Erinnerung. Auch wenn der Gästeblock nicht ausverkauft war, konnte sich der Support sehen lassen.
Wie unbewusst befürchtet, präsentierte sich dann das Premiumprodukt Bundesliga von seiner gruseligsten Art und Weise. Die Mannschaftsaufstellung war ein fürchterlicher Showact mit flackerndem Licht und hypender Musik. Interessant dabei war, dass die Partie wiederum glatte drei Minuten später angepfiffen wurde.
Nachdem die Ehrung für den gewechselten Gomez durch war, die riesige „Kesselstadt“ - Choreo der Stuttgarter (ohne Einsatz von pyrotechnischen Erzeugnissen) gezeigt wurde und dem Flutlicht wieder sein eigentlicher Sinn zurückgegeben wurde, ging es dann endlich los. Die Arena wartete mit einem perfekten Grün auf.
Der VfL übernahm von Beginn an das Kommando und drängte den VfB tief in die eigene Hälfte. Bei den Gästen lief dagegen nicht viel zusammen.
Der Neubeginn unter Trainer Korkut lief somit alles andere als erfolgversprechend an. So unterschiedlich der Auftritt beider Mannschaften war, so verschieden präsentierten sich auch beide Trainer an der Seitenlinie. Korkut stand im Anzug draußen, Schmidt zeigte sich sportlich im Pulli.
Bei leichtem Schneefall traf Origi in der 24. Minute aus dem Spiel heraus zum 1:0 und leitete den nächsten Teil der Kommerz-Show ein.
Als Wolfsburg beinahe nochmals traf, schallte es „Aufwachen, Aufwachen“ durch den Gästeblock.
Dann geriet Stuttgart richtig unter Druck und konnte sich bei seinem Keeper Zieler bedanken, der seinen Kasten sauber hielt.
Nach kurzer Trotzphase fing sich auch der Anhang der Gäste und supportete die eigene Mannschaft wieder.
Zur Halbzeit stand es dann 1:0 und damit war Stuttgart noch gut bedient. Gomez sah 45 Minuten lang keinen Stich.
Zu Beginn der zweiten Hälfte wurde deutlich, dass sich Stuttgart etwas vorgenommen und startete aktiv und aggressiv. Korkut hatte Ginczek als zweite Spitze gebracht und Schmidt stand inzwischen mit einer Jacke da. Es war kühl geworden.
Die Minute 58 brachte nach einer Ecke die Chance auf den Ausgleich, allerdings wurde der Ball daneben gestochert.
Die nächste Ecke brachte dann den inzwischen verdienten Ausgleich.
Wolfsburg war völlig von der Rolle und der Anhang wurde allmählich unruhig.
Es entwickelten sich zwei völlig unterschiedliche Hälften. Stuttgart hatte vollends das Kommando übernommen und drückte aufs zweite Tor. Wolfsburg boten sich dadurch Räume zum Kontern an. Erst in den letzten zehn Minuten fand die Heimmannschaft zurück ins Spiel.
Diese Rückkehr ins Spiel kam jedoch zu spät und so blieb es bei der Punkteteilung. Für die Stuttgarter Fans gab es einen kühlen, distanzierten Applaus und die Wolfsburger Spieler mussten sich ebenfalls verbale Aufweckrufe anhören. So richtig zufrieden war hier heute niemand.
Beim Verlassen des Stadions dann meldete sich noch einmal Frau Holle zu zurück und schüttelte ein paar dicke Flocken auf die Erde. Die Heimfahrt gestaltete sich dann trotz des Wetters sehr unauffällig und unproblematisch, so dass sogar noch der Wochenendeinkauf erledigt werden konnte.
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